Auf der Suche nach der deutschen Identität
Der deutsche Bundesinnenminister de Maiziere bemängelte vor Kurzem das mangelnde Nationalbewusstsein der Deutschen und packte in der vergangenen Woche einen zehn Punkte Plan zur deutschen Leitkultur auf den Tisch. Dass dieses nichts anderes als Aktionismus vor der Bundestagswahl ist, dürfte jedem klar sein, der die Politik der Bundesregierung verfolgt. Das Problem sitzt viel tiefer.
Deutschland ist ein Land ohne eigene Identität. Warum das so ist, liegt in der besonderen Geschichte unseres Landes begründet.
Alle Versuche nach der Reichsgründung 1871 eine gemeinsame deutsche Identität zu entwickeln, endeten in einem Fiasko. Fünf völlig unterschiedliche politische Systeme auf deutschem Boden in knapp hundertfünfzig Jahren hinterlassen tiefe Spuren der Verunsicherung in bei der Prägung eines Volkes. Vier dieser Systeme scheiterten auf der Suche nach einer Identität kläglich und ein weiteres liegt nun krank am Boden und sucht sein Heil in der Flucht vor dem eigenen Ich.
Das Kaiserreich war das Relikt einer untergehenden Epoche. Es war gesellschaftlich und politisch ausgereizt und es wäre auch ohne den 1. Weltkrieg am Ende gewesen. Insoweit ist sein scheitern kein typisch deutsches Ergebnis, sondern die Folge der Entwicklung der westlichen Gesellschaft. Zu einer Entwicklung einer deutschen Identität, die über einen Hurra-Patriotismus hinausging, war das Kaiserreich nicht fähig.
Die Weimarer Republik hatte, aufgrund der Einschränkungen und Verpflichtungen, die ihr als Folge des verlorenen I. Weltkrieges auferlegt waren, nie eine ernsthafte Chance auf einen Bestand von Dauer. Trotz guter Ansätze war die Republik zu schwach, um in die Masse der Bevölkerung hineinzuwirken und dort Akzeptanz zu finden. Sie war eine gute Idee mit mangelhafter Umsetzung. Ähnlich der EU, war sie von Bürokraten geformt und ohne Seele geboren.
Der Nationalsozialismus hinterließ ein furchtbar entstelltes Land und ein tief traumatisiertes Volk, das sich seiner selber schämte. Dieses System zerbrach das Rückgrat des deutschen Volkes und führte dazu, dass Deutschland, um weiterhin existieren zu dürfen, seine Seele verkaufen musste und die Herausbildung einer eigenen Identität in weite Ferne gerückt wurde.
Die DDR scheiterte an der Umsetzung einer Ideologie, die das Wesen und die Bedürfnisse der Menschen völlig außer Acht ließ und schließlich an gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Kraftlosigkeit verreckte und von der eigenen Bevölkerung aufgegeben wurde. Zwar entwickelte sich in ihr so etwas wie eine trotzige DDR-Identität, diese ist aber seit der Wiedervereinigung untauglich und höchstens für sentimentale Träumer ein sicheres Ufer.
In Westdeutschland wurden die Menschen nach dem II. Weltkrieg dazu angehalten, materiellen Wohlstand als eines der Hauptmerkmale für eine funktionierende Demokratie zu sehen. Das war nur scheinbar identitätsprägend, denn es besaß nicht, was Identität ausmacht: eine Eigentümlichkeit, die von den anderen abgrenzt. Diese Scheinidentität herrscht noch heute, im wiedervereinten Deutschland vor. Dieser Umstand hat für die jeweiligen Machthaber den entscheidenden Vorteil, dass bei Bedarf, ohne große Gegenwehr durch die Bürger,die Bürgerrechte eingeschränkt und das Wertesysteme verändert werden können, wenn dafür der materielle Wohlstand bei einem größeren Teil der Bevölkerung erhalten bleibt.
Den verschiedenen politischen Systemen in Deutschland ist aber eine Eigenart gemeinsam. In jedem der Systeme herrschte ein tiefes Misstrauen der Regierenden dem eignen Volk gegenüber. Diese resultierte aus der Furcht davor, dass dieses eine „staatsgefährdende“ Identität am Machtapparat vorbei entwickeln könnte.
Als Resultat dieser Angst entstand in jedem dieser Systeme ein riesiges Bürokraten- und Beamtenheer, welches viel einfacher zu kontrollieren ist, da es teilweise an Eide gebunden und unmittelbar von den Herrschenden abhängig ist.
Die Bürokratie prägt maßgeblich das Bild, das wir von unserm Staat haben und welches unser Handeln als Gemeinschaft bestimmt. Sie ersetzt, zusammen mit dem großen Auto vor der Tür, dem Urlaub in exotischen Ländern und internationalen Fußballspielen, unseren Mangel an nationaler Identität. Die Bürokratie gibt uns die beruhigende Sicherheit, dass alles geregelt ist und somit in Ordnung sein muss. Das ist wahrscheinlich der Grund dafür, aus dem wir Deutschen ein bürokratisches Gebilde wie die EU anders wahrnehmen als viele Menschen in unseren Nachbarländern. Ein tief verankertes Bewusstsein für die eigene, historisch gewachsene Gesellschaft, wie es in vielen unserer Nachbarländern vorhanden ist, konnte sich in diesem Durcheinander von gesellschaftlichen und politisch Experimenten und Fehlversuchen nicht entwickeln. Sie führten allerdings zu Misstrauen und Missbrauch auf der einen und blinder Treue und erschreckender politischer Naivität oder Desinteresse auf der anderen Seite. So geschieht es, dass nur in Deutschland bürokratisch genormte Europäer geboren werden, während in den anderen Ländern weiterhin Polen, Franzosen und Italiener das Licht der Welt erblicken. Wegen des Mangels an Identität, ist es für uns Deutsche einfacher, uns als Europäer zu fühlen. Der Europäer hat einen guten Leumund. Er hat alles, was der Deutsche nicht hat und es besteht die Hoffnung, dass dieses auf uns abfärbt.
Eine größere Motivation, etwas um jeden Preis zu verteidigen das man nicht versteht und schätzt, ist naturgemäß nicht vorhanden. Wenn nun also Länder wie Dänemark, die Niederlande und andere Staaten, mit einer tiefen Verwurzelung in der Demokratie, politisch notwendige Änderungen vornehmen, um ihre Gesellschaft zu schützen, so muss das zwangsläufig zu einem moralisch begründeten Unverständnis in Deutschland führen, denn eine sachliche Argumentation würde automatisch wieder zu der schmerzhaften Frage der fehlenden eigenen Identität führen.
Dieser Mangel an eigener Identität stellte in den vergangenen zwei Jahrzehnten Zeit kein großes Problem dar, da er durch andere, meist materielle Dinge, kompensiert werden konnte. Heute, in einer von Krisen geschüttelten Welt, sind viele Deutsche tief verunsichert und fühlen sich nur dann sicher, wenn sie Grautöne eliminieren können. Es gibt entweder ein links oder ein rechts, weiß oder schwarz, ein dafür oder dagegen, einen Freund oder einen Feind, alles dazwischen ist ein vermintes Niemandsland. Das ist einer der Gründe, warum die Demokratie, so wie sie seit Jahrhunderten in vielen Nachbarländern gehegt und gepflegt wird, für viele Deutsche schwer nachzuvollziehen ist. Die Vielfalt irritiert sie. Viele imitieren sie, ohne genau zu wissen, was genau sie da machen, weil sie gelernt haben, dass man sie dann in der Gemeinschaft der Völker akzeptiert.
Für Deutschland ist der Zustand einer gespaltenen Gesellschaft ohne gemeinsame Identität gefährlicher als für andere Länder, denn aufgrund der Völkerbewegungen, die im Moment weltweit stattfinden, behindert der Mangel an Identität die Integration von Zuwanderern.
Warum sollte ein Zuwanderer seine Identität gegen etwas eintauschen wollen, was es, außer in Form einer langsam in einer EU aufgehenden geografische Einheit, gar nicht gibt? Wie möchte man Menschen, die aus einer selbständigen und aus ihrer Sicht kompletten und funktionierenden Kultur kommen, in eine Ahnung oder eine Idee von etwas integrieren? Materielle Anreize dienen sicherlich dazu, das Interesse zu wecken, sie schaffen aber keine Bindung zur Gesellschaft und sind wertlos bei der Herausbildung einer gemeinsamen Identität. Die Argumentation der Politik zu dieser Fragestellung ist schwammig. Wirtschaftliche Interessen, Humanität und die demoskopische Entwicklung, der übrigens im Vorfeld mit einer vernünftigen Familienpolitik hätte entgegen gesteuert werden können, sind keine reinen Scheinargumente. Sie erklären aber nicht, die bürokratisch organisierte Kopflosigkeit, mit der hier Politik betrieben wird. Die Entgegnungen auf Kritik am Vorgehen der Politik bewegen sich häufig auf einer emotionalen Ebene und sind nicht selten religiös motiviert, in dem sie mit Begriffen wie Schuld, Sühne, Barmherzigkeit untermauert werden. Dabei wird Folgendes vergessen. Eine gute Politik orientiert sich an den Notwendigkeiten zur Erhaltung des Staatswesens. Ihr Ziel ist es, die Interessen des Landes, den Wohlstand und die physische und psychische Freiheit seiner Bewohner, unter Berücksichtigung von Gesetzen und bewährten gesellschaftlichen Normen, verbindlich zu regeln.
Die Entscheidungen der vergangenen Monate, welche unseren gewählten Politiker und somit wir gefällt haben, ist die größte Zäsur, die unser Volk in der Moderne erlebt hat. Die rasche Zusammenlegung von Menschen unterschiedlicher Kulturen, mit unterschiedlichem Rechtsempfinden, unterschiedlichen Glaubensbekenntnissen, unterschiedlichen Sprachen und extremen Bildungsunterschieden ist mit einem hohen Risiko belegt und hat weder etwas mit Religion, Humanismus, Demokratie und schon gar nicht mit einer Verpflichtung aus unserer Geschichte heraus zu tun. Sie ist eine rein ideologische Entscheidung, die aus unserer Geschichte und unserem Mangel an Selbstwertgefühl und den wirtschaftlichen Interessen einer bestimmten Gruppe resultiert. Das Paradoxe daran ist, dass nur eine intakte und relativ homogene Gesellschaft in der Lage ist, Verantwortung zu übernehmen und eine solch schwierige Situationen zu meistern. Die Entscheidungen der Bundesregierung bewirkten jedoch mittelfristig das genaue Gegenteil. Es ist sehr wahrscheinlich, dass derart drastische Unterschiede zu Unklarheiten bezüglich der Zugehörigkeit führen und den Einzelnen oder ganze Gruppen entwurzeln könnten. Dieses führt dann dazu, das sich gleichgesinnte Gruppen bilden, die wiederum versuchen, ihre Interessen, ihre Identität, zu entwickeln und durchzusetzen.
Das die derzeitige deutsche Politik dieses nicht berücksichtigt, macht nicht nur einen Mangel an Mut und Übersicht deutlich, sondern zeigt auch fehlendes Selbstbewusstsein. Diese Politik ist für das Fehlen einer Identität, die sie nun einfordert, mitverantwortlich. In dieser prekären Situation sehen nun verschiedene politische Ideologien ,Glaubensrichtungen und Religionen ihre Chance, dem zeitweise orientierungslosen und manchmal mutlosen Staat ihren Stempel aufzudrücken. Die Politik wird so zu einem Spielball der Emotionen und die Identitätsfindung zu einem Schritt in Richtung finsterstes Mittelalter.
Es besteht die Gefahr, das diese Situation schnell eskalieren kann. Im schlechtesten Fall setzten sich dann die Positionen durch, deren Vertreter die Lufthoheit über die meisten positiv besetzten Schlüsselwörter und tatkräftigste Anhängerschaft haben. Es geht dann im wesentlichen darum, wer darüber entscheidet, was gut und was schlecht ist, was tolerierbar ist und was nicht. Es geht nicht darum, eine andere politische Meinung sachlich mit Argumenten zu widerlegen, sondern darum, den Menschen mit der abweichenden Meinung als unmoralisch zu verurteilen und zu ächten. Wer widerspricht, der wird nicht widerlegt, sondern moralisch unter Druck gesetzt, ausgegrenzt oder bloßgestellt. Dieses Verhalten lässt keine wirkliche Identitätsbildung zu, sondern zerstört jede Entwicklung, die zur Schaffung von Selbstbewusstsein und einer gemeinsamen Identität führen. Dieses wäre dann allerdings für unser Land, historisch betrachtet, die einzige Konstante.
Welcher Weg führt zu einer gemeinsamen deutschen Identität?
Zunächst einmal müssen wir uns darüber im klaren sein, dass wir erst einmal Deutsche werden müssen um vollwertige Europäer sein zu können. Die gemeinsame Definition des „deutsch sein“ ist also unabdingbar.
Wer als Deutscher gilt ist eindeutig im Staatsangehörigkeitsgesetz (1) geregelt. Aber wie definieren wir uns selber? Wer ist für uns ein „gefühlter“ Deutscher? In unserer sich rasant verändernden Gesellschaft kommen wir nicht darum herum, auf diese Frage eine Antwort zu finden.
An den jeweiligen äußeren Rändern des politischen Spektrums wird diese Antwort mit zwei extremen und sehr einfachen Ansichten kommuniziert. Für die einen lässt sich „deutsch sein“ auf eine rassische Abstammung zurückführen, während die anderen „deutsch sein“ als nicht existent oder nicht wünschenswert ablehnen. Beide Ansichten sind für die Schaffung einer Identität aber aus verschiedenen und naheliegenden Gründen nutzlos. Beide Theorien sind ideologische Konstrukte und tangieren die Psychologie mehr als die reale Politik.
Eine Gesellschaft mit gemeinsamer Identität braucht aber einen Kitt, der sie zusammenhält. Das muss im Falle unseres Landes, aus Ermanglung anderer Möglichkeiten, ein allgemein akzeptiertes Rechts- und Wertesystem und eine gemeinsame Sprache sein. Ein Wertesystem kann nicht von „oben“ angeordnet werden, da Verstöße dann innerhalb des Systems vorprogrammiert sind und es eines restriktiven Vorgehens bedarf, um die Funktionstüchtigkeit zu erhalten. Es ist aber zwingend erforderlich, dass die Politik hier als Regulator dient. Der Grund dafür ist offensichtlich. Wenn man gewachsene relativ homogene Gruppen einem Kulturschock aussetzt, so führt das beim Einzelindividuum zur Verunsicherung, inwieweit sein Wertesystem noch verlässlich ist. Diese Verunsicherung hat zur Folge, dass sich Menschen mit ähnlicher kultureller Prägung und Erfahrung in Gruppen zusammenschließen. Je größer die Anzahl der entstehenden Gruppen ist, von der jede selbstverständlich davon ausgehen muss, die einzig mögliche Norm darzustellen, desto unlenkbarer wird ein Staatswesen. In so einen Staat kann unmöglich eine gemeinsame Identität herausgebildet werden. Wir erhalten auf diese Art also keine Deutschen, sondern eine konfliktträchtige Mischung aus untereinander konkurrierenden Gruppen.
Die aktuelle Politik sendet sehr widersprüchliche Signale aus, die nicht nur eine Identitätsfindung, sondern auch eine Integration von Zuwanderern erschweren, wenn nicht sogar verhindern. Einerseits gibt man die Parole aus, dass Deutschland ein Land mit Vorzügen für Zuwanderer ist, andererseits nimmt man aber durch die Entscheidungen in Kauf, dass man all jenes preisgibt, in das integriert werden soll. Das Blockieren eines Einwanderungsgesetzes, also die Installation eines Ventils, dass dafür sorgt, jenen Menschen , die integriert werden sollen und dieses möchten, gerecht zu werden, verhindert eine Identifikation aller Neubürger mit dem Positiven für das Deutschland steht. An diesem Punkt stellt sich die Frage, in was man integrieren möchte, wenn es nichts gibt, in das integriert werden kann. Der wohlhabende, demokratische Sozialstaat, mit dem man lockt, den gibt es nicht, wenn er sich selber nur noch verbal als existent präsentiert und seine gesellschaftlichen und geografischen Grenzen nicht definiert .
Die Argumentation, man integriere in eine europäische Gesellschaft wird in dem Moment zur Farce, in dem diese Begründung nur von einem kleiner werdenden Teil dieser europäischen Gemeinschaft getragen wird in die integriert werden soll. Es ist unmöglich, eine Integration in eine Idee von dem was sein könnte hinein zu betreiben.
Von der Bundesregierung wird gerne mit dem relativen Wohlstand argumentiert, den unser Land bietet. Auch diese Argumentation ist im Hinblick auf Integration mehr als untauglich. Eine Gruppe, eine Nation, ein Bündnis verschiedener Nationen, definieren sich nur zu einem sehr kleinen Teil über materielle Werte. Wenn das nicht so wäre, dann müsste das Gemeinschaftsgefühl, nennen wir es ruhig Nationalgefühl, abnehmen, je ärmer ein Staat ist. Materielle Werte bieten einen Anreiz für Menschen, sich einer Gruppe zuzuwenden. Sie sind aber keine Garantie dafür, dass sie sich dieser Gruppe, über den materiellen Aspekt hinaus, zugehörig fühlen. Migranten, die seit Jahren in unserem Land leben und vollwertige Glieder unserer Gesellschaft sind, reagieren häufig mit radikalerer Ablehnung auf die Themen Zuwanderung und Integration als die gebürtigen Deutschen.
Man muss „deutsch sein“ im Kopf und im Herzen neu definieren.
Um eine deutsche Identität mit einer Gruppenkohäsion in unserer sich verändernden Gesellschaft ausprägen zu können und schwere gesellschaftliche Konflikte zu vermeiden, muss „deutsch sein“ verbindlich neu als stille gesellschaftliche Absprache definiert werden. Wenn eine Person dazu beiträgt, Deutschland durch seine wirtschaftliche, politische, kulturelle oder sportliche Leistung voranzubringen, dann dürfen seine Abstammung, seine Religion und seine Hautfarbe keine Rolle spielen. Deutsch ist, wer zu Deutschland steht, seine Gesetze achtet, seine politischen und moralischen Werte respektiert und, im besten Fall, seine Sprache und seine Kultur schätzt. Nur so ist ein Anrecht auf die Anerkennung und Unterstützung durch die Allgemeinheit zu erwerben. Das berührt selbstverständlich nicht die Sorgfaltspflicht des Staates für Menschen, die aufgrund ihrer Gesundheit oder ihres Alters diese Kriterien nicht erfüllen können.Diese Vorgaben klingen dramatischer, als sie es in der Realität sind. Sie sind nicht mehr als eine Eintrittskarte, denn in dem Moment, indem jemand Teil unserer Gesellschaft geworden ist, bestimmt er die Entwicklung unserer Gesellschaft und unserer Kultur mit und bringt eigene Anteile in diese Entwicklung ein. So entsteht langsam ein „gewachsenes“ deutsches Bewusstsein.
Ein Staat ist keine Familie, er besteht aus einer Gruppe von Menschen, die gemeinsam ihr Zusammenleben durch die Einhaltung von ausgehandelten Absprachen regeln. Daher hat der Staat das selbstverständliche Recht, und während der Herausbildung einer gemeinschaftlichen Identität sogar die Pflicht, sich seine Gruppenmitglieder, nach den Kriterien dieser Absprachen, auszusuchen. Hierzu bedarf es diverse Steuerungsmechanismen, um ein Verhalten, das der Gruppe Schaden zufügt, unmissverständlich sanktionieren zu können.
Bei nichtdeutschen Staatsbürgern ist ein schädigendes Verhalten,wie z.B. der Verstoß gegen Gesetze, konsequent mit sofortiger Ausweisung zu sanktionieren. Hierzu bedarf es, ähnlich wie in anderen Einwanderungsländern üblich, einer Instanz, die in der Lage ist, dieses kurzfristig zu verfügen, ohne dass ein Einspruch dagegen möglich ist. Ist eine Ausweisung rechtlich nicht durchsetzbar, weil das Herkunftsland nicht feststellbar ist oder die Person unter das Asylrecht fällt, so ist eine Unterstützung durch die Allgemeinheit auf die Versorgung mit Unterkunft, Kleidung und Nahrung beschränkt, die Bewegungsfreiheit auf den Wohnort zu beschränken und eine Erteilung der deutschen Staatsbürgerschaft ausgeschlossen. Doppelte Staatsbürgerschaften stehen einer Identitätsbildung ebenso im Wege, wie die Beliebigkeit von Werten.
Identität hat stets etwas mit Abgrenzung zu tun.
Zur Förderung einer modernen deutschen Gesellschaft gehört es, dass der Staat jeder Bürgerin und jedem Bürger die Möglichkeit bietet, sich einzubringen und ein gemeinsames Zusammenleben unter den Kriterien des gesellschaftlichen Konsenses zu üben. Schließlich kann der Einzelne nur dann ein vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft und Teil der Identität werden, wenn er darüber informiert ist, wie dieses Zusammenleben funktioniert soll. Um dieses zu gewährleisten, ist ein rechtzeitiges Vertrautmachen der Jugend mit den gemeinsamen Zielen unabdingbar. Es geht dabei in erster Linie darum, eine Orientierungslosigkeit der jungen Menschen zu verhindern und ihnen eine gute Sozialisation zu ermöglichen. Ein moderner und vielfältiger Staat hat nur eine Überlebenschance, wenn seine einzelnen Gliedern verinnerlicht haben, dass eine funktionierende Gesellschaft nur dann bereit ist zu geben, wenn sie dafür etwas zurückbekommt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Bildung. Jedem jungen Menschen steht das Recht auf die optimale Herausbildung seiner Fähigkeiten und Talente zu. Ein Staat der die Bbildung vernachlässigt, Hier sind in erster Linie die Schulen gefragt. Aber auch ein Einsatz für die Gemeinschaft ist wertvoll und prägend. Dieser Einsatz könnte, für jeden jungen Menschen verbindlich, wahlweise als soziales Jahr oder in den Streitkräften abgeleistet werden.
Die Rolle der Religionen bei der Entwicklung einer gemeinsamen deutschen Identität ist nicht zu unterschätzen. Da aber besonders die Religionen in der Vergangenheit für viel Konfliktpotential gesorgt haben, muss sich ihre Rolle auf das spirituelle Wohl der Gläubigen beschränken. Keinesfalls darf es einer Religion gestattet werden, auf elementare Standpfeiler des Staates, wie das Rechtssystem, Einfluss zu nehmen. Religionen sind Ansammlungen archaischer Ideen, die für einen modernen Staat nur wenig aktuellen Nährwert besitzen. Hinzu kommt, dass Religionen, aufgrund ihrer Eigenart das Herz und die Seele mehr anzusprechen als den Kopf zu schulen, zur Problemlösung anderer Methoden bedienen, als es ein Staat tun sollte. Glaube ist ein wichtiger Faktor für die Seele des Menschen und zu dessen persönlicher Identitätsbildung, in der Politik hat er nichts zu suchen.
Grundsätzlich sollte sich jede Bürgerin und jeder Bürger Gedanken zu dem Thema machen.
Gescheiterten Ideologien und vertrockneten Gedankengänge der Vergangenheit liefern nicht die Mittel, um ein modernes, politisch und gesellschaftlich stabiles Land in eine gute Zukunft zu führen. Wir Deutschen werden, unabhängig von unserer Wurzeln, hart daran arbeiten müssen, unseren Kindern ein liebenswertes und lebenswertes Land zu hinterlassen, das den Herausforderungen der modernen Zeit nicht nur trotzen kann, sondern sie als Chancen sieht. Das beinhaltet zwingend eine feste und selbstbewusste Identität. Nur so können wir die Zukunft nach unseren gemeinsamen Interessen und zum Wohl der zukünftigen Generationen gestalten.
SALUS POPULI SUPREMA LEX
MiWi